Nur mal hypothetisch angenommen, Zombies würden dieser Tage München bevölkern, dann könnte man die doch gar nicht richtig von besoffenen Wiesngängern unterscheiden. Na ja, womöglich schon. Die Zombies verhielten sich zivilisierter.
Ich glaube nämlich nicht, dass ein Zombie einer fremden Frau ohne Vorwarnung an den Arsch oder die Brüste greift. Zu viel Alkohol macht ihn nicht aggressiver, so dass er seinem besten Kumpel einen Maßkrug ins Gesicht schlägt. Die Hosen runter lassen und onanierend durchs Hofbräuzelt laufen, auf so eine Idee kommt doch auch kein vernünftiger Zombie. Und wenn, dann läuft er so durch die Bräurosl.
Also nein, wirklich. Welcher Zombie würde sich neben ein Zelt oder neben eine Urinrinne legen, um seinen Rausch auszuschlafen. Ein Zombie kann noch so wanken, er fällt nicht um. Es sei denn natürlich, du rammst ihm irgendetwas Spitzes durchs Hirn.
Die Gefahr dieser Tage ist natürlich, du erwischt dabei keinen Zombie, sondern einen Betrunkenen. Fragt sich wiederum, ob das so tragisch wäre.
Da denkst du dir nichts Böses und willst deine Freundin vor dem Angriff eines Zombies schützen. Der hat sich bereits mit offenem Mund, verklärten Augen und ausgebreiteten Armen über dein Mädchen gebeugt, sein ekliger Speichel tropft zu Boden, er grunzt gierig nach Menschenfleisch vor sich her.
Du erinnerst dich, Regel Nummer eins im Überlebenskampf gegen Untote, „Nicht zögern, gleich zustoßen“, und so rammst du ihm den Hausschlüssel durchs Auge. Und dann „Ah, ah, ah.“, er schreit wie ein Zombie, fällt wie ein Zombie, stirbt wie ein Zombie, ist aber nur eine halbtote Bierleiche vom Oktoberfest. Heiliger Horst aber auch.
Am heftigsten finde ich immer noch den 18-jährigen Münchner, der einer Polizeibeamtin mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat. Was für ein Idiot, wird bestimmt eine spannende Gerichtsverhandlung. Ein Zombie hätte es gar nicht so weit kommen lassen. Der hätte die Beamtin in den Hals gebissen, njam, njam, sie hätte sich auch in einen Zombie verwandelt und dann hätten die beide gemeinsam Arm in Arm zu „Sierra Madre“ geschunkelt. Ohne Gerichtsverhandlung und pipapo. Weil, wo kein Kläger, da kein Richter, Freunde.
So gesehen wäre jetzt wirklich die ideale Zeit für Zombies, München zu stürmen. Doch ich glaube, die haben da überhaupt keinen Bock drauf im Moment. Überfüllte U-Bahnen, vulgäre Gespräche, überall riecht es nach Schweiß, Bier und Erbrochenem – der gemeine Zombie von heute hat schließlich auch einen gewissen Anspruch. Er will gepflegt einem anständigen Bürger in den Hals beißen und das dann auf „Zombiebook“ posten. „Guckt mal, mein neuestes Opfer, hehe“ oder so.
Aber sich von irgendeinem betrunknen Penner Scheiß anhören, den er sowieso nicht versteht, sich erklären lassen, wie man als Zombie anständig zu wanken hat oder sich gar auf seine neuen Haferlschuhe von „Trachtenzombie“ kotzen zu lassen, ich meine, ganz ehrlich, da kann er dieser Tage doch gleich zur Parteizentrale der FDP kriechen.