Wenigstens geht es Carlos gut

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Auf einer Parkbank in der Nähe der Brudermühlbrücke am 28.6.16 um 17:15 Uhr
Gerade aus einem anstrengenden Meeting raus und eine Runde geradelt. Verfluchte Reklame. Ich würde sie so gerne nicht machen, aber wie kümmere ich mich dann um meine Familie. Ich kann nichts anderes außer Schreiben. Und manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass ich nicht mal das richtig kann.
Versuche seit Monaten eine Terrasse im Garten zu bauen – vergeblich. Gut, es hat auch seit Tagen und Wochen geregnet, aber es hat auch Tage und Wochen gegeben, an und in denen es nicht geregnet hat.
Während dieser Tage und Wochen bin ich wie einer dieser Bauarbeiter gewesen, die die Arme an die Hüften legen und zuschauen, was die anderen Bauarbeiter so machen. Ich schaue gerne anderen bei der Arbeit zu. Nur, dass keine anderen Bauarbeiter da waren, denen ich zuschauen konnte und die unsere Terrasse fertig stellten. Oder die Geschichte. Oder die Broschüre. Den Roman, das Drehbuch, das was auch immer verdammt.
Ich stocke und schaue auf. Ein Hund kläfft ein Mädchen an, das Mädchen kläfft zurück. Carlos geht es gut, vernehme ich. Na, wenigstens etwas. Wenigstens einer. Carlos. Der hat bestimmt seine Terrasse fertig gebaut. Alleine schon der Name strotzt vor Entschlossenheit, während ich wie ein Tee heiße, der nach Tabak schmeckt und zum In-Getränk mutiert ist, wobei wir wieder am Anfang wären.

Aus der Reihe “Fünf Minuten”. Weitere Beiträge findest du hier