Keine Ahnung, wie lange ich unterwegs bin und wie viel Zeit vergangen ist, aber es wird Zeit für eine Pause. Zwei Bänke mit Widmungen stehen zur Auswahl.
Auf dem einen Schild steht:
„Der Bankdirektor Thomas Kretz ist stolzer Bankbesitzer jetzt. Gestiftet wurde diese ihm, zum Ruhestand von seinem Team.“
Auf dem anderen Schild steht:
„Jim´s Bank. Von seinen Freunden.“
Während Herr Kretzs Bank nahezu unversehrt ist, sieht Jim´s Bank ziemlich mitgenommen aus. Sie hat Risse, Kratzer und ein Stück des Mittelbalkens fehlt.
Vielleicht haben Freunde für Jim´s Geburtstag zusammengelegt und Jack hat seinen Anteil nicht gezahlt. Daraufhin haben sie Jacks Anteil aus der Bank raus gerissen.
Und das sagt schon viel über Jim und seine Freunde aus.
Die hatten bestimmt eine gute Zeit zusammen, während die Zeit mit Bankdirektor Kretz, gut, mag sein, dass der auch ein feiner Mensch ist und gute Freunde hat, die an seinem Geburtstag für eine Golfausrüstung zusammenlegen, und wenn Karl Gustav nicht zahlt, wird das siebener Eisen eben einfach aus der Tasche entfernt, aber am Ende des Tages war Herr Kretz nun mal Vorgesetzter.
Und seien wir ehrlich, Vorgesetzte und Mitarbeiter, das kannst du drehen wie du willst, haben bei weitem nie eine solche Gaudi miteinander wie Jim und seine Freunde – oder du und deine, falls du welche hast.
Ich meine, einen Vorgesetzten kannst du dir leicht kaufen, du tauscht einfach deine freie Zeit gegen Arbeit für keinen Lohn, und schwupps hast du einen Vorgesetzten, der dich schikaniert. Aber einen Freund, so einen richtigen den kannst du dich nicht so leicht kaufen, und die, die du kaufen könntest, willst du nicht mal geschenkt.
Und so ein Bankdirektor hat bestimmt auch genug eigenes Geld, um sich eine eigene Bank zum Sitzen zu kaufen, nachdem er nicht mehr in der Bank zum Arbeiten ist, während Jim vermutlich schauen muss, wie er die nächste Monatsmiete in München zusammenkratzt, wo doch sein ganzes Geld ständig für Kneipentouren mit seinen Freunden drauf geht. Nicht, dass der Vermieter ihm noch die Kloschüssel rausreißt, weil er nicht die volle Miete zusammenkriegt. Und dann denkt sich Jim garantiert nicht: „Immerhin habe ich da eine Bank im Park von meinen Freunden, auf der ich sein kann.“
Das kann er nämlich gar nicht, weil ich jetzt drauf sitze und Pause mache. Und überhaupt: ich mag keine Reime, das Leben reimt sich schließlich auch nicht, sondern besteht aus Rissen, Kratzern und fehlenden Mittelbalken.