Helden wie du und ich

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Jeder will gern ein Held sein. Kurz die Welt retten, schnell das Klima vom CO2 befreien oder einfach mal den Keller aufräumen – oh ja, das wäre schön.

Aber was machen die von uns, die erst ihre Beziehung retten müssen, gern mit dem Geländewagen zum Biomarkt fahren und den Kellerschlüssel verlegen? Oh ja, das ist doof.

Wir alle wären gerne Jesus, Gandhi oder Rocky, aber die wenigsten von uns wären bereit, am Kreuz zu hängen, sich erschießen zu lassen oder fünf rohe Eier zum Frühstück zu verputzen.

Also, ich wäre bereit, mag der ein oder andere von euch jetzt denken. Ach ja? Wirklich? Wärst du echt so ein guter Geheimagent? Oder magst du wie die meisten von uns keine hautengen Maßanzüge, trinkst ungern Martini und fährst lieber Skoda? Und was, wenn dir deine Frau/dein Mann verboten hat, sie mit anderen Frauen/Männern/Tieren zu betrügen.

„Mr. Bond, ich verrate ihnen, wo Dr. Blofeld sein Geheimquartier hat, wenn sie mit mir die Nacht verbringen.“
„Ich kann nicht. Aber wenn sie wollen, können wir eine Runde kniffeln.“

Sicher, umgekehrt hätte James Bond genauso Probleme, ein normales Leben zu führen.
„Wo willst du hin, James?“
„Ähm, ich wollt noch kurz die Welt retten.“
„Heute ist aber Mädelsabend und du passt auf die Kinder auf.“
„Oh. Natürlich, Liebes. Viel Spaß.“

Es gibt natürlich auch Helden, die müssen gar nicht so viel können, die könnte man schon sein. Forrest Gump zum Beispiel. Von der Intelligenz her, prima, kein Problem. Aber von der Kondition her, eher unrealistisch.

Ich weiß es, denn die Produzenten hielten mich damals für die Top-Besetzung.
„Mate, kannst du dir vorstellen, Forrest Gump zu spielen?“, „Klar, wenn ich nicht so viel rennen muss.“

Daraufhin haben sie ernsthaft überlegt, aus „Lauf, Forrest, lauf“, „Sitz, Mate, sitz“ zu machen.

Ich wurde auch angefragt für die Rolle des William Wallace in Braveheart. Aber wer will schon den ganzen Tag im Rock ohne Unterhose auf Pferden reiten? Und dabei so komische Sätze schreien wie:
„Ja, sie können uns das Leben nehmen, aber niemals unsere Freiheit.“

So ein Quatsch. Die sperren dich ein. Lebend. Und dann sitzt du da. Gefangen. Im Rock. Ohne Unterhose. Die Freiheit im Arsch. Und andere Dinge auch. Wie sollst du da bitte ein Held sein?

Dann noch die ganzen Wehwehchen des Alltags. Kopf, Hals, Rücken, Arbeit, Kollegen, Chef. Ich sage euch, die Schilddrüsenunterfunktion ist das Kryptonit des kleinen Mannes.
Wenn Superman jeden Tag mit Kryptonit in der Tasche rumlaufen würde, wäre er auch ständig müde und abgekämpft.

Wenn er dann noch wie ich eine richtige Brille bräuchte mit minus fünftausend Dioptrien, um seine Kurzsichtigkeit zu korrigieren, wäre es um die Bewohner von Metropolis geschehen.

„Superman, hilf mir.“
„Warte, ich muss meine Brille ablegen, damit du mich nicht erkennst.“
„Schnell, ich ertrinke.“
„So, hab dich.“
„Das ist die Boje.“
„Aber jetzt.“
„Das ist ein Fisch“
„Aber jetzt.“
Blubb, blubb, blubb.
„Mist. Vielleicht sollte ich mal über Kontaktlinsen nachdenken.“

Am Ende bin ich weder Superman, Forrest Gump oder Bond, noch Jesus, Gandhi, William Wallace oder Rocky. Ich bin ganz gewöhnlich. So wie du. Trotzdem will ich gern ein Held sein. Nur für einen Moment. Ganz kurz. Jetzt und hier. Für dich, mein treuer Leser, meine treue Leserin, mein treues ich weiß noch nicht so recht, welchem Geschlecht ich eigentlich angehöre.

Ich will dir erzählen, wie du die Welt rettest, das Klima vom CO2 befreist und deinen Keller aufräumst.

Ich will dir erklären, wie du anständig zu leben hast und glücklich wirst. Ich will dir sagen:
Verfolge deine Träume.
Hör auf deine innere Stimme.
Mach einfach, wozu du Lust hast.

Doch was, wenn das nach hinten los geht?
Was, wenn deine Träume irgendwann dich verfolgen?
Was, wenn du nicht weißt, welche von den vielen Stimmen in deinem Inneren die Richtige ist?
Und was, wenn du Lust hast, einen Mord zu begehen?
An deiner Schwiegermutter zum Beispiel?

„Claudia, warum hast du deine Schwiegermutter erschlagen?
„Also, ich hab da so einen Text gelesen und der Autor hat mir gesagt – ich soll meine Träume verfolgen, auf meine innere Stimme hören und einfach machen, wozu ich Lust habe. Und ta da. Da war die Axt, da war die Schwiegermutter und dann habe ich eins zum anderen geführt. Mate Tabula ist mein Held.“

Oh nein, oh nein, das will ich nicht. Deshalb gibt es hier und jetzt auch keinen Rat für eine solche Tat.

Und überhaupt. Meine Mama hat nie gesagt, dass das Leben wie eine Schachtel Pralinen sei. Nein. Meine Mama meinte eher immer: „Junge, das Leben ist wie Cevapcici. Erst wenn du rein beißt, weißt du, ob es schmeckt oder nicht.“

Oder warte. Hat sie vielleicht gesagt, das Leben ist wie Cevapcici. Manchmal lang und lecker, manchmal kurz und kacke?

Ehrlicherweise habe ich keine Ahnung, ob sie jemals irgendetwas in der Art gesagt hat, weil ich nicht nur kein Held bin, sondern noch dazu auch ein furchtbar schlechtes Gedächtnis habe.

Aber wenn es etwas gibt, was ich dir zum Schluss doch noch auf den Weg geben möchte, dann ist das: Entspann dich, trink genügend Flüssigkeit, um nicht zu dehydrieren, mach ein kleines Nickerchen, wenn dir danach ist und lass um Gottes Willen die Schwiegermutter leben.