Die Affen, die den Mars annektierten und dort Hunderennen veranstalteten

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Hinter jedem Mann steckt eine kreative Frau, die ihm die Ideen liefert. Meine Liebste steht dabei oft neben mir und hört nicht auf zu reden.

Sie unterstützt mich beim Schreiben meiner Geschichten, ist meine Erstleserin, lobt mich, kritisiert mich und spornt mich an, weiter zu machen. Vor allem, wenn ich kurz vorm Aufgeben bin. Manchmal darf ich nicht mal die Butterbreze zu Ende essen, weil es Zeit wird, ein paar Zeilen zu verfassen.

„Du hast gesagt, spätestens um zehn am Schreibtisch“, sagt sie dann und reißt mir mein Frühstück aus der Hand. „Mittag kriegst du sie wieder.“

Schreiben ist eine einsame Tätigkeit und ich bin ein geselliger Mensch. Ein Dilemma, das es erstmal zu überwinden gilt. Die Katze auf dem roten Schemel spricht wenig und bettelt nur um Essen. Die Palme am Fenster verliert mehr Blätter als Worte und das leere Blatt Papier hört nicht auf, von mir etwas hören zu wollen.

Ohne Idee geht erstmal gar nichts. Eine gute muss es sein. Eine, die in mir ein so starkes Feuer entfacht, das sie mich von der ersten bis zur letzten Seite trägt, bis ans Ende der Geschichte. Und von dort in die Herzen der Leser. Doch was, wenn sie fehlt?

Manche würden an dieser Stelle verzweifeln, aber ich habe zum Glück meine Liebste. Sie hat nämlich so viele Geschichten im Kopf, dass ich gar nicht weiß, welche ich zuerst umsetzen soll.

„Wie wäre es, du erzählst von Affen, die auf dem Mars leben?“, sagt meine Liebste dann beim Mittagessen.
Ich verschlucke mich beinahe an meiner hart gewordenen Breze und blicke auf.

„Eine Science-Fiction-Geschichte, also?“, sage ich.
„Ja, das sind die Besten“, antwortet sie und reicht mir den Salat.
„Und warum gerade über Affen? Das gibt es doch schon.“ Ich denke an Planet der Affen 1,2,3,4 und 5.
„Na, weil Affen schlau sind und sympathisch. Und eine Geschichte mit ihnen auf dem Mars gibt es noch nicht“, entkräftet sie meinen Vorbehalt und salzt die Kartoffeln.

Ich hake nach.
„Was machen die Affen auf dem Mars?“
„Die haben ihn annektiert, weil sie keinen Bock mehr auf die Menschen hatten.“
„Und die Menschen haben das einfach so erlaubt. Haben nicht versucht, sie aufzuhalten.“
„Nee, die schlauen Affen haben sich heimlich Raumschiffe gebaut und einen neuen Planeten gesucht, weil die Erde so krank und kaputt geworden ist.“, meint sie felsenfest von ihrem Plot überzeugt.

Ich trinke einen Schluck Wasser und suche nach den Bruchstellen.
„Was passiert als Nächstes? Ich meine, für eine gute Geschichte brauchen wir schließlich einen starken Konflikt.“
„Nun, den Affen ist auf dem Mars langweilig. Sie brauchen dringend Unterhaltung.“
„Warum veranstalten Sie nicht einfach eine Casting-Show? „The Voice of Mars“ oder so?“, scherze ich.
„Haha, nicht lustig, du Ignorant. Das wäre zu banal, außerdem soll es eine ernsthafte Geschichte werden. Eine Art Sozialkritik.“ Meine Liebste ist echt eine ambitionierte Ideengeberin, denke ich, und verliebe mich neu in sie.

„Jetzt bin ich aber gespannt. Wie wollen die Affen ihre Langweile vertreiben?“, frage ich.
„Sie wollen Hunderennen veranstalten“, sagt sie.
„Hunderennen? Warum das denn?“
„Warum denn nicht?“
„Auch wieder wahr. Und warum tun sie es nicht einfach?“
„Weil es auf dem Mars keine Hunde gibt.“
„Mist. Und jetzt?“
„Die Affen beschließen, alle Hunde von der Erde zu entführen.“
Ich sehe bereits das Praktische vor Augen.
„Cool, dann würde man nie wieder im Park in Scheiße treten.“

„Ja, aber natürlich haben die Hundebesitzer etwas dagegen. Als sie in den RTL 2 Nachrichten vom Plan der Affen erfahren,  lassen sie ihre Hunde nicht mehr von der Leine. Und die Affen können nach der Sendung auch nicht mehr so einfach auf die Erde. Alle wissen Bescheid. Das Vorhaben droht zu scheitern.“

Der Tiefpunkt. „Die armen Affen. Wie besiegen sie jetzt die Langeweile und kommen doch noch zu ihren Hunderennen?“ Ich konnte die Antwort kaum abwarten.

„Hier kommen die Katzen ins Spiel. Die Affen schließen sich mit ihnen zusammen und diese locken nachts, wenn die Herrchen schlafen, die Hunde aus ihren Häusern in einen Hinterhalt. Dort steht ein Teleporter, in dessen Mitte ein leckerer Knochen liegt. Neugierig laufen die Hunde heran und schnuppern an dem Knochen, als plötzlich, wusch, einer nach dem anderen auf den Mars gebeamt wird.“ Der Höhepunkt.

„Wow, und dann?“, frage ich.
„Na, happy End natürlich. Die Affen veranstalten ihre Hunderennen, die Katzen erhalten als Belohnung grenzenloses Rind, Lamm, Huhn sowie Lachs in Gelee und die Haufen in den Parks verschwinden für immer.“

Bei den ersten Treffen hat meine Liebste ihre blühende Fantasie noch verheimlicht, aber jetzt dreht sie auf. Diese Frau würde ich heiraten. Ich bin überzeugt, es ist Schicksal, dass wir zusammengefunden haben. Doch eine letzte Frage muss trotzdem noch geklärt werden.

„Wie nennen wir die Geschichte?“
„Vielleicht Apes on Mars?“
„Hört sich an wie eine mittelmäßige Rockband.“
Die Geschichte der Affenheit?“
„Reißt keinen vom Hocker. Wie wäre es mit Die Affen vom Mars.“
„Aber die kommen doch gar nicht vom Mars, sondern leben nur dort.“
„Ja, aber das sagt man doch so.“
„Nein, das ist blöd.“
„Was ist mit Die Affen, die den Mars annektierten und dort Hunderennen veranstalteten?“
„Du ziehst das Ganze ins Lächerliche“, sagt meine Liebste und betont noch einmal. „Das soll eine ernste Geschichte werden.“

„Hm. Ich dachte, du siehst das als Klaumauk. Weil, ernst können wir die Geschichte nicht glaubhaft schreiben.“, sage ich resigniert und blicke ratlos in die kreativen Augen meiner zukünftigen Frau. Sie sprühen Funken. Wo ein Wille ist, ist auch ein letzter Gag.

„Es sei denn, wir ziehen allen Tieren Schutzanzüge an, damit sie auf dem Mars auch überleben.“
„Ja, Liebste. Das kommt dann schon realistisch. Das werden uns die Leute bestimmt abkaufen“, sage ich und mache mich dran, das Meisterwerk auf Papier zu bringen.