Das Geheimnis deines Namens

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Eine der schwersten Aufgaben für Eltern beginnt bereits, bevor das Kind überhaupt geboren ist. Welchen Namen geben wir unserem Wonneproppen?

Anna, Steffi oder Sebastian sind da solide Optionen in unserem Kulturkreis, aber auch recht naheliegend. So heißen viele heutzutage. Da könnte man uns als Eltern für nicht gerade originell oder sogar langweilig halten. Gott bewahre.

Je geläufiger der Name ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind in der Schule mit zehn anderen Annas, Steffis und Sebastians in der Klasse landet. Wie soll sich da der kleine Schatz als etwas Besonderes fühlen?

Also fühlen sich manche Eltern verpflichtet, gerade bei der Namensvergabe ihre Originalität zu beweisen. Namen aus den Top 100 werden von vornherein ausgeschlossen. Sophie, Luka oder Marie bekommen schlechte Karten.

Nein. Ihre Kinder heißen ganz besonders. Zoey Grace, Layla Joy oder Amely Hope. Und für das vierte ist schon Holy Shit vorgemerkt.

Erlaubt man sich da den ersten schlechten Scherz mit seinem Nachwuchs? Noch bevor der sich überhaupt wehren kann? Jahre später wundert man sich dann, warum das Kind einen hasst. Ganz einfach deshalb, ihr Bekloppten, weil ihr mit dem Unsinn angefangen habt.

Ein Cousin von mir heißt Jugopol, weil seine Mutter aus Polen stammte und seinen Vater im Jugoslawien-Urlaub kennengelernt hat. „Jugopol“ bedeutet auf deutsch „Südpol“. Der arme Kerl.

Gut, es hätte ihn auch schlimmer treffen können. Seine Mutter hätte aus der Mongolei stammen und seinen Vater in Grönland kennenlernen können. Dann wäre sein Name jetzt „Grüner Mongo“.

Oder Akito. So wollten Bekannte ihr Kind nennen. Weil Akito japanisch klinge, Japan wirtschaftlich in Zukunft weiter eine große Rolle spielen werde und ein solcher Name dem Kind die Karriere erleichtere. Falls er mal mit Japanern Geschäfte mache, können diese seinen Namen ganz einfach aussprechen.

Da wollte ich es schon genauer wissen.
„Ist einer von euch Japaner?“„Nein.“
„Habt ihr japanische Vorfahren?“„Nein.“
„Habt ihr irgendeine Verbindung zu Japan?“ „Nein.“
„Dann nennt doch den Jungen Barrel.“
„Hää?“
„Ja, ihr fahrt beide gerne Auto, wart schon mal auf einer Tankstelle und der Ölpreis wird wirtschaftlich in Zukunft weiter eine wichtige Rolle spielen.“

Also ehrlich. Kauft euch eine Leinwand und lebt dort eure Phantasien aus, aber benutzt nicht unschuldige Kinder für eure absurde Kunst. Die tragen ihre Namen ein Leben lang. Benutzt bei der Vergabe den gesunden Menschenverstand.

Oder fragt jemanden mit gesundem Menschenverstand, falls ihr euren im Einkaufswagen habt liegen lassen. Ich meine, ihr heißt ja auch nicht „Gewürzgurke“, weil eure Mama die gern während der Schwangerschaft gegessen hat.

Florians, Benjamins oder Alexandras werden auch etwas Besonderes. Und dabei haben sie es vermutlich sogar leichter als Zoey Graces, Layla Joyses und Amely Hopelinnes. Verdammt, schon der Plural dieser Namensungeheuer ist eine Wissenschaft für sich.

Und am Ende rufen Eltern ihre Kinder eh nicht nach ihren richtigen Namen, sondern „Bärchen“, „Mäuschen“ oder „Hase“. Von daher ist es dann auch egal, dass meine Frau und ich uns jetzt überlegen, unsere Tochter mit zweitem Namen „Sodbrennen“, „Schlaflose Nächte“ oder „Geschwollene Knöchel“ zu nennen. Natürlich auf Englisch. Da klingt das gleich viel origineller und nicht so Mainstream.

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