Heutzutage ist es schwer, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Erst recht, wenn man kein Zauberer ist, keinen Hut trägt und überhaupt Karrieren eher skeptisch gegenüber steht.
Ich habe schon eine Weile eine feste Tochter und bin recht zufrieden als Vater. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mit den vielfältigen Aufgaben und der großen Verantwortung, die ein solcher Job mit sich bringt, aber jetzt läuft es ganz gut.
Die Probezeit ist vorbei und mein Chef, also meine Frau, hat mir einen unbefristeten Vertrag angeboten. Ich habe ja gesagt.
Schließlich findet man so ein gut funktionierendes Familienunternehmen nicht so schnell wieder.
Eigentlich könnte ich mich entspannt zurücklehnen, aber in letzter Zeit frage ich mich wie viele andere Frauen Anfang dreißig auch: braucht es im Leben neben einem anständigen Kind nicht mehr, um wirklich glücklich zu werden?
Eigene Arbeit wäre schon schön irgendwie: Man sieht, wie sie immer größer wird, einen über den Kopf wächst und sich irgendwann verselbständigt. Man hat immer ein Gesprächsthema mit anderen glücklichen Angestellten, auch wenn man damit alle anderen ohne Arbeit langweilt.
„Meine Arbeit kann mittlerweile mit mir nach Hause gehen.“
„Meine Arbeit erzählt mir jeden Abend vorm Einschlafen, was sie morgen alles mit mir unternehmen will.“
„Meine Arbeit macht mich fertig.“
„Na, na, na. Wenn deine Eltern so gedacht hätten, wärst du jetzt gar nicht hier.“
Stimmt. Eigene Arbeit gehört irgendwie zu einem erfüllten Leben dazu. Aber im Moment fühle ich mich zu jung, um angestellt zu werden und eigene Arbeit zu bekommen. Das ganze Geschrei und Rumgeheule, das damit einhergeht, wäre mir zu viel.
Ständig musst du die Kollegen an die Brust nehmen und den Vorgesetzten ihre Fläschchen halten. Dann die ganzen schlaflosen Nächte, wenn die Arbeit nicht ruhen will. Man hat überhaupt keine Zeit mehr für sich, seine Freunde und die ganzen tollen Serien aus Amerika. Da warte ich lieber noch.
Zum Leidwesen meiner Frau. Die wünscht sich so sehr Arbeit von mir, dass sie schon alles Mögliche versucht hat, damit es endlich klappt. Probearbeiten bei Vollmond, Jobempfängnis nur an fruchtbaren Tagen, künstliche Beratung in einem Jobcenter. Alles vergebens. Ich bin einfach noch nicht bereit.
„Besuch doch mal einen Freund, der Angestellter ist und verbring einen Tag gemeinsam mit ihm und seiner Arbeit. Vielleicht überlegst du es dir nochmal.“
Aber so sehr ich auch überlege, vor dem 40. Lebensjahr will ich keine eigene Arbeit haben. Mag sein, dass es dann zu spät ist und nicht klappt, weil ich dann zu alt bin und niemand mich einstellen will.
Ich spüre bereits langsam die biologische Karriereuhr immer schneller ticken und meinen Zug bald abfahren. Wenn es so etwas wie Job Freezing gäbe, wäre das ideal. Da könnte ich jetzt eine passende Arbeitsstelle einfrieren, um sie später zu bekommen. Mit dem richtigen Arbeitgeber.
Denn darin sehe ich das größte Problem: Den Einen zu finden, mit dem man es ein Leben lang aushalten kann.
Immer wieder gab es in der Vergangenheit Techtelmechtel mit potentiellen Bewerbern, aber es hat nie lange gehalten und zu was Ernsthaftem geführt. Zu oft wurde ich von meinen Ex-Chefs belogen und enttäuscht.
Am Anfang haben sie mir stets die große Welt versprochen und mich mir ihren protzigen Firmenwagen überallhin gefahren. Aber als ich mich auf sie eingelassen habe, haben sie plötzlich ihr wahres Gesicht gezeigt und mich an den Bürostuhl gekettet. Die Schweine.
Mittlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob es da draußen überhaupt noch den passenden Arbeitgeber für mich gibt.
Mit jemandem, der verständnisvoll ist, zuhören kann und meine Leistung anerkennt, würde ich es schon noch einmal versuchen.
Aber er dürfte nicht viel älter als fünfzig sein. Ich finde das nicht schön, als junger Mann einen alten Chef an meiner Seite zu haben. Da ist man ja auf jeder Cocktailparty gleich Gesprächsthema Nummer eins.
„Mann, Mann, Mate. Mit der Einstellung wirst du niemals Arbeit kriegen. Dabei gäbe es da draußen so viele passende Arbeitgeber für dich“, meinte neulich ein Freund und glücklicher Angestellter zu mir.
Er riet mir, es mal auf jobship.de zu versuchen. Die werben damit, dass sich dort alle elf Minuten ein Arbeitnehmer vergibt. Ein Versuch ist es wert, aber ich zweifle, dass dass man über das Internet die eine wahre Karriere findet.
Solange sie mir nicht im echten Leben über den Weg läuft, kümmere ich mich erst mal weiter um mein Kind und versuche, ein ein richtig guter Vater zu werden.
Das musste ich jetzt glatt zweimal lesen. Hirnverdreher 😁
Haha. Ich musste den beim Schreiben auch mehrfach lesen, um selbst nicht durcheinander zu kommen.