Wenn sich Menschen bedroht fühlen, reagieren sie von Natur aus auf zwei Arten auf die Bedrohung: sie kämpfen oder sie fliehen.
Als meine Eltern sich von dem jugoslawischen Regime bedroht fühlten, weil sie nicht so leben konnten wie sie wollten, entschieden sie sich, nach Deutschland zu ziehen, um meinem Bruder und mir eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Gottseidank sind sie in eine Gegend gekommen, wo Menschen wohnten und keine Idioten, die mit Fackeln in der Hand „Ausländer raus“ schrien und unsere Bleibe abfackelten.
Ausländer klingt so ein wenig wie Außerirdischer und gestern habe ich dazu einen Comic von Wulff & Morgenthaler gesehen. Da stehen zwei dreiäugige fremde Wesen vor einer Gruppe empörter Menschen und fragen diese, welche Autorität Ihnen denn territoriale Besitzansprüche für den Planeten Erde verliehen hätte.
„Ihr habt doch wohl nicht den Erdball in Kontinente, Nationen, Gemeinden und sogar kleine Grundstücke eingeteilt, um so zu tun, als würden sie jemanden gehören?“ Da klatschten selbst die Tiere Beifall.
Wir haben großes Glück in Deutschland zu leben. Es ist eine schicksalhafte Fügung, dass es so ist und kein Besitzrecht. Wir haben uns das nicht verdient, dass wir hier sind, es ist einfach Zufall.
Wir hätten auch in Syrien oder Eritrea, dem Irak oder Afghanistan geboren werden und aufwachsen können. Oder in Jugoslawien. Wie meine Eltern. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, sie und ich würden nicht hierher gehören. Außer Idioten vielleicht.
Die vielen Menschen, die jetzt zu uns kommen, haben sich ebenfalls gegen das Kämpfen entschieden. Es sind Fliehende, die auf der Suche nach einem Ort sind, an dem sie angstfrei sein können. Das ist doch ein schönes Kompliment, dass sie unsere Ecke dafür auserkoren haben.
Die Menschen, die jetzt kommen, sind keine Bedrohung für uns, sondern eine Bereicherung. Sie lachen, weinen, lieben und leben wie wir. Sie kommen in friedlicher Absicht und sind keine Außerirdischen.
Die Menschen, die jetzt kommen, nehmen uns nichts weg, sondern geben uns etwas hinzu. Im Gegensatz zu den Idioten, die „Flüchtlinge raus“ rufen und Häuser anzünden.
Diese Idioten haben sich für das Kämpfen entschieden, weil sie sich bedroht fühlen von Menschen, die gar nicht kämpfen wollen. Idioten, die kämpfen wollen, sind der Grund, warum diese Menschen aus ihrer Ecke der Erde, in der sie zufällig geboren und aufgewachsen sind, geflohen sind.
Ich bin dafür, alle Idioten hier auszuweisen und zu den Idioten da drüben zu schicken. Das wäre eine klassische Kill-kill-Situation für alle. Game of Idiots sozusagen.
Dort können die sich dann gegenseitig anschreien, beschimpfen, mit Fackeln bewerfen, auf die Köpfe hauen und um die Krone des Deppentums kämpfen, während wir hier die Menschlichkeit feiern und was cooles Neues schaffen. Es gibt hier nämlich jede Menge Möglichkeiten, viele freie Felder und mehr als genug für alle.
WORD!
Du sprichst mir aus dem Herzen. Diesen Stolz auf eine Nation konnte ich noch nie verstehen.