Eine neue Ära von Heldinnen

Ryan Gosling geht entzwei

Liebe Leser und Leserinnen, das soziale Konstrukt wird endlich durchbrochen und jeder beginnt, sein anerzogenes Verhalten langsam abzulegen, sich ein Neues anzulegen. Ganz nach eigenem Geschmack. Ganz nach eigenen Vorlieben. Alles wird genderfiziert. Die totale Gleichmachung und Durchmischung der Geschlechter ist angesagt. Der Höhepunkt der Postmoderne naht. Und womöglich auch ihr Ende.

Und es erreicht auch mein geliebtes Hollywood. Keine Rolle ist mehr sicher. Nichts mehr, wie es war. Die Frauen übernehmen die Heldenparts und die Männer müssen schauen, dass sie dabei eine gute Figur machen. Mit oder ohne Lippenstift.

In Mad Max:Fury Road ist die wahre Heldin eine Frau. Sie rettet dem gar nicht mehr so männlichen Max mehrfach den Arsch. Mit nur einem Arm. Sozusagen mit links.

In Jurassic World läuft die weibliche Heldin in Stöckelschuhen vor das Gehege des T-Rex und lockt ihn mit einer Feuerfackel in Richtung des Endgegners, während zeitgleich der männliche Held, oder was davon noch übrig ist, in der Ecke kauert und hadert, dass sein Haarfestiger versagt hat und die Frisur ganz verwuschelt ist.
„Oh Gottchen, diese Dinos. Und ich fand die alle mal so schrecklich süüüüüß“, sind seine letzten Worte, bevor er von der Heldin zum Abschied vernascht wird.

Bald kommt auch eine Neuauflage der Ghostbusters mit Hauptdarstellerinnen ins Kino und ich spüre bereits beim Trailer Schauen, wie wir Männer in die klischeehafte Rolle der Unterlegenen gedrängt werden.

Mit meinem Kräutertee in der Hand male ich mir die bevorstehende Zukunft aus. Ein Reboot von Stirb Langsam. Mit Jennifer Aniston in der Titelrolle. Als Jane McLane. Stirb langsam – aber doch nicht jetzt.
Ein Hochhaus, ein Haufen Terroristen, eine tapfere Frau, die ihren ängstlichen Mann aus der Situation befreien und ihre zerrüttete Ehe retten will. Mit der ultimativsten Waffe, die sie sich vorstellen kann: Rhetorischem Geschick und Empathie.

„Liebe Terorristen und Terroristinen, sie wollen also die Welt vernichten?“
„Jaaa!“
Gewehrsalven werden in die Luft gefeuert.
„Aber, aber, lassen sie uns doch erst mal darüber sprechen.“
„Na, gut.“

Jane Mclane redet alle um Kopf und Kragen, bis die meisten weinen oder vom Dach springen, weil sie ihr Gerede nicht mehr ertragen. Den Rest erschießt sie. Außer ihren Mann. Aber nur, weil er ihr verspricht, ab jetzt bis ans gemeinsame Lebensende die Wäsche zu waschen.

Ich denke an Rocky. Mit Scarlett Johansson als Jacky – eine Frau boxt sich aus der Bronx. Eine kleine Frau mit großem Herz hat nichts außer ihrer Fäuste. Ihr Traum ist ein WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko.

Und sie bekommt die Chance. Damit sie auch gewinnt, trainiert sie jeden Morgen in der Kühlkammer, isst Smoothies aus laktosefreier Milch und Bio-Obst zum Frühstück und joggt mit ihrem Chihuahua die Stufen des nahe gelegenen Einkaufszentrums rauf und runter. Ohne ein einziges Mal etwas zu shoppen. Aber nicht etwa, weil sie nicht wollen würde, sondern, weil sie kein Geld hat. Ihr Walkman spielt das neue Album von Taylor Swift. Auf Kassette.

Am Abend des großen Kampfes geschieht die unerwartete Wende. Wladimir Klitschko weigert sich gegen Jacky anzutreten.
„Ich schlage grundsätzlich keine Frauen. Magst du eine Milchschnitte?“
Jacky wird stinksauer.
„Das ist ja wohl der dämlichste Anmachspruch, den ich je gehört habe.“

Sie haut Wladimir in die Weichteile und schlägt ihm dabei die ein oder andere Milchschnitte aus dem Weltmeistergürtel. Aus den Lautsprechern ertönt „Shake it off“. Nach dem Kampf telefoniert Jacky mit ihrer besten Freundin und erzählt ihr haargenau alles, was passiert ist. Bezahlt von Vodafone, ihrem neuen Sponsor.

Weihnachten 2018 kommt dann die Mutter aller genderfizierten Blockbuste ins Kino. King Kongeline. Ein weiblicher Riesengorilla aus dem Urwald wird gefangen genommen und nach New York gebracht. Dort verliebt sie sich in Ryan Gosling, der hat aber nie Zeit für sie, weil er von einem PR-Termin zum nächsten hetzt.

Die Situation gerät außer Kontrolle, als King Kongeline von Ryan Gosling Fans und Faninnen mit Bananenshakes aus ökologischem Anbau beworfen wird. Wütend öffnet sie die Gittertür mit ihrer Haarspange und befreit anschließend Ryan Gosling aus den Fängen seiner PR-Berater. Gemeinsam flüchten sie Richtung Freiheitsstatue. Da taucht plötzlich Godzilla aus dem Wasser.

„Das ist mein Ryan Gosling“, sagt Godzilla.
„Nein, mein Ryan Gosling“, erwidert King Kongeline.

Beide beginnen, um Ryan Gosling zu streiten wie zwei von sozialen Rollenkonstrukten befreite Jungs um eine Barbie-Puppe. Während King Kongeline an seinen Händen zerrt, zieht Godzilla an seinen Beinen. Bis es knackt. Und Ryan Gosling entzwei geht.

„Scheiße, du hast Ryan Gosling getötet.“
„Nein, du hast Ryan Gosling getötet.“
„Einigen wir uns auf unentschieden.“
„Einverstanden.“

Dann gehen King Kongeline und Godzilla Hand in Hand nach Chinatown und lassen sich im nächsten Beautysalon die Krallen machen. Sozusagen Monsterpediküre. Halt nein, das war jetzt voll Klischee.

Die beiden gehen in den nächsten Pub, bestellen sich zwei Halbe und reden darüber, dass sie einfach keine richtigen Männer mehr kennen lernen, seitdem Ryan Gosling nicht mehr ist.

Schon wieder ein Klischee? Dann weiß ich auch nicht weiter. Weil ich zwar Gleichberechtigung absolut nachvollziehe, aber mich diese geschlechtliche Gleichmachung total verwirrt. Und wenn mir jetzt selbst mein geliebtes Hollywood nicht mehr die Frage beantworten kann, welche Rolle ich als Mann in der heutigen Zeit zu spielen habe, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als nachher meine Frau zu fragen. Wenn sie von der Arbeit kommt. Vorher mach ich aber noch ganz schnell den Haushalt, damit sie nicht sauer wird und mich in Grund und Boden redet.

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