Neueste wissenschaftliche Studien, aber auch ältere, zeigen, dass Musik gut für die geistige Entwicklung von Kindern ist. Es heißt, dass schöne Melodien den Geist von unseren Kleinen in Bewegung setzen, ihre Synapsen zum Tanzen bringen und ihnen später im Leben helfen, leichter einen schlecht bezahlten Job zu finden. Andere Studien belegen wiederum, dass dies auch Kindern ohne besondere musikalische Früherziehung recht oft gelingt.
Laut einer weiteren erkenntnisreichen Studie beziehungsweise nichts aussagenden Statistik auf diesem Gebiet sind Erwachsene, die als Baby keine Musik gehört haben, später erfolgloser, suchtanfälliger und haben mehr Haare auf dem Rücken. In Fachkreisen werden diese Menschen als „Verlierer ohne Taktgefühl mit starkem Rückenflaum“ bezeichnet.
Erwachsene wiederum, die Musik als Baby gehört haben, sind oft ebenfalls erfolglos und drogenabhängig, der Vorteil bei ihnen ist allerdings, dass sie in vielen Fällen kaum Haare auf dem Rücken haben. In Notzeiten bedeutet das eine große Sorge weniger für die so genannten „Verlierer mit Rhythmus im Blut und nicht so starkem Rückenflaum.“
Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, ob die Musik vom Band kommt oder ob die Eltern dem Kind selbst etwas vorsingen. Der größte Unterschied besteht hier nicht so sehr in der geistigen Entwicklung des Heranwachsenden, sondern vielmehr darin, ob sich die Lieder stimmig anhören oder scheiße. So eine Studie.
Natürlich habe auch ich mich als besorgter Vater gefragt, wie machst du dein Kind schlauer als alle anderen, spielst du deiner Tochter etwas vor oder singst du selbst, und überhaupt, welchen schlecht bezahlten Job wird die kleine Marie wohl als erstes antreten?
Weil laut einer Studie klassische Musik den IQ von Säuglingen noch eine Oktave höher treibt als Popsongs, habe ich es zunächst mit Chopin, Bach und Mozart versucht. Vergeblich. Beim Hören der Stücke bin ich meist eingeschlafen, während aus Maries Mund nach wie vor nur sinnloses Gebrabbel kam. So schwer es mir fällt dies zuzugeben, von der Widerlegung der Einsteinschen Relativitätstheorie ist unsere Tochter noch Lichtjahre entfernt.
Dann, bei Metallica, AC/DC und Mötörhead schlief sie meistens ein, während ich meine langen Haare wild von links nach rechts bewegte. Dabei blieb ihre Intelligenz konstant, während ich mittlerweile die Kreuzworträtsel in der BILD lösen kann.
Seit kurzem singe ich der Kleinen nun immer vor. Da ich keine Kinderlieder kenne, dichte ich mir bekannte Lieder zu welchen um. Oft sind es Ohrwürmer, die man guten Gewissens niemanden zumuten sollte.
Da es aber laut einer weiteren Studie egal ist, welche Musik man seinem Kind vorsingt, solange man überhaupt seinem Kind etwas vorsingt, vernachlässige ich diesen Umstand.
So gröle ich jedes Mal, wenn ich Marie in die Luft hebe „So sehen Babies aus, shala lala la“. Wenn ich sie wickle und ihr dabei ein laues Lüftchen aus dem Po entschwindet, singe ich DJ Ötzis legendäres „Ein Pups, der deinen Namen trägt, hoch über dem Bett, schenk ich dir heut Nacht.“ Gleich darauf folgt, „Eine neue Windel ist wie ein neues Leben. Nana nana na na.“
Hierbei bekommt Marie meist Hunger und das nächste Lied widme ich meiner Liebsten, „Komm hol die Boobies raus, wir spielen Baby und die Mama.“
Wenn Marie dann an der Brust ist, folgt „Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein.“ Das Bäuerchen wird rhythmisch begleitet von den Worten „Einer geht noch, einer geht noch raus“ und zum Abschluss gibt es als Gute-Nacht-Lied das herzzerreißende „Time to say goodbye“ von Andrea Bocelli.
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, ob das jetzt gut oder schlecht ist für die geistige Entwicklung meiner Tochter. Noch gibt es keine Studie, welche die Auswirkungen von Trash-Musik auf Babys untersucht hat.
Natürlich freue ich mich, wenn meine Tochter aufgrund meines Gesangs später Ärztin, Architektin oder Anwältin wird anstatt Schlagersängerin auf Mallorca. Aber auch wenn nicht, das Wichtigste ist doch, sie hat dann keine Haare mehr auf dem Rücken.