Die Muttermilch macht´s, du Flaschenkind!

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In Interviews mit begabten, gut aussehenden und geschäftstüchtigen Menschen werden immer die falschen Fragen gestellt. Waren Sie schon immer so begabt, gut aussehend oder geschäftstüchtig? Hatten Sie eine glückliche Kindheit? Wann wussten sie, dass sie werden würden, was sie heute sind? Und überhaupt, blablabla?

Die alles entscheidende Frage wird nie gestellt und lautet: Busenfreund oder Flaschenkind? Oder anders gefragt: Wie viel Muttermilch hast du als Säugling wirklich abbekommen?

Mach dir nichts vor, Muttermilch ist der, die, das Beste, was dir passieren kann. Muttermilch macht stark, schlau und gesund. Sie macht dich attraktiver und deine Haare schön wallend, verhindert, dass du Pickel bekommst und ein Pummelchen wirst. Ja, wirklich, es hilft gegen Fettleibigkeit. Und wenn dich mal ne Mücke sticht, streich Muttermilch drüber und gut ist.

Als Muttermilchtrinker wächst du auf im Bewusstsein, dass deine Mama alles für dich gegeben hat, bis auf den letzten Tropfen sogar. Das hat etwas Vampirhaftes, wenn man es sich recht überlegt. Und wenn du weiter überlegst, kommst du drauf, dass uns Vampire meilenweit überlegen sind. Zumindest wenn es nicht unbedingt draußen so hell und heiß ist wie heute. Muttermilchtrinker halten wahrscheinlich auch die Hitze besser aus.

Muttermilch ist exklusiv und kostbar. Es ist der Zaubertrank aus Asterix & Obelix, das Gegenteil von Kryptonit bei Supermann, sozusagen der edle Champagner unter den jugendfreien Drinks.

Du bist etwas besseres, wenn du als Kind an den Busen durftest, du schlägst die Flaschenkinder mit ihrer minderwertigen Ersatznahrung um Längen, wenn du Muttermilchtrinker warst. Bestimmt löst du auch Kreuzworträtsel schneller und bringst den Müll öfter raus.

Jetzt ernsthaft, wenn es eine Statistik gäbe, aus wie vielen Flaschenkindern wirklich was geworden ist, dürfte es die Statistik gar nicht geben. Sie ist nämlich irrelevant.

Denn als Flaschenkind kannst du nichts Anständigeres werden als ein Versager. In der Kindheit kämpfst du mit Allergien und Asthma, während der Pubertät mit Übergewicht und Unterverstand und später dann, ja später wirst du dann drogenkrank, alkoholabhängig oder machst womöglich Karriere im Anzug. Siehst du, wie krank das ist.

Schön und gut, werden manche einwenden, Angela Merkel, Dieter Bohlen und Markus Lanz sind auch Flaschenkinder (vermutlich) und haben es zu etwas gebracht. Aber zu welchem Preis, Freunde? Zu welchem Preis?

Nur echt frisch aus dem Busen

Doch gräm dich nicht, du Milchpulverschlucker nach dem Vorbild der Natur. Du kannst nichts dafür, dass du so ein Versager bist. Gib deiner Mutter die Schuld. Denn sie ist immer schuld. Im Guten wie im Bösen. Ich weiß wovon ich rede.

Denn als Flaschenkind muss ich auch ständig gegen die Mittelmäßigkeit ankämpfen, meine Schilddrüse unterfunktioniert, ich bin kurzsichtig, leide unter einem Senk-Spreiz-Knick-Hobbitfuß und hab Goldspeck um die Hüften. Oder Hüftgold um den Speck? Ach, scheiße, siehst du, genau das ist das Problem mit uns Flaschenkindern, es fehlt einfach an allen Ecken und Enden. Nicht mal mit Redewendungen kennt man sich mehr aus. Wenn ich als kleiner Junge genug Muttermilch abbekommen hätte, wäre das anders.

Goethe, Schiller oder Hemingway – die waren mit Sicherheit Muttermilchtrinker, die erlauchten Arschlöcher. Wobei, Hemingway, der hat sich doch mit einer Schrotflinte den Kopf weggepustet. Bestimmt in dem Moment, als seine Mama ihm gebeichtet hat, dass sie ihn zugefüttert hat. Verdammt, hat er sich gedacht, ich werde nie so gut wie Fitzgerald, der verfluchte Muttermilchtrinker, und bumm, weg war er.

Wenn es doch nur Muttermilch im Laden zu kaufen gäbe. Unsere Probleme wären wie weg getrunken und die der Landwirte auch. Blöde Kuh bekäme eine neue Bedeutung und Lactoseintolarente wären um eine Milchsorte gefickter. Und meine Schreibe, Freunde, meine Schreibe…ach, ich will gar nicht daran denken.

Jedenfalls, unter uns gesagt, aber psst: Seit neuestem wohnt bei uns ein Baby und manchmal trinke ich die Muttermilch meiner kleinen Tochter weg. Die merkt eh nichts, weil sie noch so klein ist. Und meine Freundin merkt auch nichts, weil meine Tochter und ich uns nämlich sehr ähnlich sehen, die Nase ist quasi eins zu eins die gleiche.

Und mal ehrlich, für sie ist es doch eh zu spät, sie muss sich früher oder später mit der Schwere des Daseins auseinandersetzen und die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie daran auch zu Grunde geht. Ich hingegen, ich hab das schon hinter mir, aus mir könnte wirklich noch etwas werden.

Außerdem könnte die Kleine auch gar nicht die Interview-Frage beantworten, ob sie genug Muttermilch abbekommen hat. Sie kann nämlich noch gar nicht sprechen. Und wer ist schuld daran? Na, siehst du, meine Rede, meine Rede.

5 Gedanken zu “Die Muttermilch macht´s, du Flaschenkind!

  1. Ich habe in der Tat mal von einer Kollegin erfahren, dass sie in ihrem Bewerbungsgespräch gefragt wurde, ob sie als Säugling gestillt wurde. Ich fand die Frage befremdlich. Nun verstehe ich es. Und: Wir sind scheinbar auf dem richtigen Weg!

    • Hallo hamburgerdeern84,

      die Frage ist in der Tat befremdlich und heftig, falls deine Kollegin das wirklich gefragt wurde. Mein Text ist entstanden, weil ich das als Quatsch erachte, dass Stillkinder überlegen sind und das Gefühl habe, dass viele Muttis ziemlich unter Druck gesetzt werden, dass sie das Kind gefälligst stillen sollen und sich dann selbst unter Druck setzen. Aber natürlich profitiere ich momentan davon. 😉
      Schönen Gruß
      Mate

      • Hi Mate, das habe ich auch so aufgefasst. Das mit dem Stillen wurde sie im Bewerbunsgespräch wirklich gefragt und ich meinte den letzten Teil daher auch durchaus ironisch. 😉

        Sehr cooler Text! Wünsche euch dreien eine wunderbare Zeit! LG

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