Jede Socke hat auch ihre gute Seite

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„Ich hab das Gefühl, ich muss dir etwas Gutes tun, um dich wieder aufzuheitern“, sagte sie und streichelte ihm über die Wange.
„Na, gut. Wenn du unbedingt willst“, sagte er und tat so, als ob er seine Hose aufknöpfen würde. Sie lachten, aber ein wenig Erotik blieb in der Luft hängen.

„Ich weiß auch nicht, aber irgendwie bin ich heute so betrübt aufgewacht. Ich fühl mich depressiv oder so“, sagte er. Das überträgt sich auch auf die Psyche, hatte der Doktor gestern am Telefon gesagt.

„Wann hast du deinen nächsten Termin?“, fragte sie und bat ihn, den Wäschekorb zum Wäscheständer zu bringen. „In zwei Wochen“, sagte er.
„Und bis dahin willst du jetzt Trübsal blasen und depri sein, oder wie?“

Er dachte nach, verlor sich dann aber in der Färbung des Ostereis.
„Vielleicht“, sagte er.

„Ach, komm schon. Damit hat fast jeder Probleme.“
„Na, und? Willst du etwa sagen, dass ich nicht besonders bin?“
„Nein, Schatz. Das will ich nicht. Du weißt, dass du für mich das allerbesonderste auf der ganzen weiten Welt bist.“
„Falscher Artikel.“, sagte er.
„WAS?“
„Vergiss es.“

Sie hängten Wäsche auf und sie erklärte ihm, warum sie Wäscheklammern verwendete. Nämlich, damit keine Streifen in der Mitte des T-Shirts entstanden. Das war wichtig, weil sie nicht gern bügelte. Gar nicht so undumm, dachte er.

„Das ist die anstrengendste Arbeit, die ich je gemacht habe“, sagte er und atmete tief aus. Er legte eine weitere Socke über eine leere Stange. „Aber wie heißt es so schön, eine Socke kommt selten allein. Am liebsten würde ich mich jetzt…“
„… sag bloß nicht, ins Bett legen und schlafen, oder wie?“

„Und vergessen!“

Es heißt, es mache auch müde und antriebslos. Also war es nicht seine Schuld, dass er so war, dachte er. Nein, es waren die Hormone. Oder der Mangel an ihnen.

„Jetzt hör aber mal auf!“, sagte sie und machte ihm zwei Vorschläge.
„Entweder ich bring dich jetzt zum Lachen und du bekommst gute Laune. Oder ich hals dir so viel Hausarbeit auf, dass du gar keine Zeit mehr hast, darüber nachzudenken, wie du dich fühlst.“

Er seufzte und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster.
„In Ordnung. Dann entscheide ich mich für das Dritte“, sagte er und knüpfte seine Hose auf. Komisch, mit der Potenz hatte er noch keine Probleme.

Sie verstand und die Eiersuche konnte beginnen. Er atmete tief aus und dachte, oh Mann. Feiertage können ganz schön anstrengend sein. Aber sie haben auch ihre guten Seiten. Frohe Ostern, Freunde.

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