Tanzen Füchse eigentlich Foxtrott?

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Es ist kurz vor acht. Du stehst auf. Besser früh als nie. Dein Rücken schmerzt, die Atemwege streiken, deine Freundin/dein Freund duscht. Bestimmt heiß. Warmduschtag war gestern.

Draußen singen nasse Straßen das Lied vom Regen auf zerfahrenem Asphalt. Die Katze miaut und bettelt um Pute in Gelee. Mit ihrer Pfote zerreißt sie die Zeitung von gestern. Ein Hauch von Anarchie weht über das Parkett.

Der Füller streift übers Papier und hinterlässt nichts als schwarze Tinte. Der Schatten der Spitze tanzt übers Weiß. Ist es Walzer oder Foxtrott und tanzen Füchse auch?

Die Wanduhr von Ikea vertont die Zeit im Sekundentakt. Sie verstreicht. Und verstreicht. Verstreicht. Tick tack. Tick tack.

Die Glocken der St. Georg Kirche läuten acht. Ein Autofahrer hupt, sie soll den Unsinn lassen. Er wisse selbst, dass er spät dran sei. Die letzte Eisenbahn pfeift aus ihren Löchern. Höchste Zeit, höchste Zeit.

Die Tasse auf dem Nachttisch wartet gelangweilt auf Arbeit. Füll mich auf, gieß mir nach, flüstert sie sanft in dein linkes Ohr, aber auch matt. Ihr fehlt Koffein im Magen.

Ein Martinshorn erklingt, verkündet Unheil. Schon wieder eine arme Seele, die ihren letzten Atemzug verhaucht?

Die Frau mit den Stöckelschuhen, die über den Bordstein klappert, pfeift quietschfidel vor sich hin. Sie zieht streng an ihrer Zigarette und ist froh, dass sie noch lebt. Meine Lungen halten noch eine Weile aus, denkt sie und übersieht dabei den Rettungswagen. Oder doch den gehetzten Mann?

Bremsen reiben Reifengummi. Du schreckst auf. Hellwach. Das Bad öffnet seine Türen und bittet dich rein. Du nimmst die Einladung an.

Barfuss tapst du über kalte Fliesen, nimmst die Zahnpasta für das Extraweiß, aktivierst die elektrische Zahnbürste und blickst in den Spiegel. Schon wieder eine Wohnung frei, denkst du und nichts weiter.

Du vernimmst den Hauch von Vergänglichkeit. Wenn du nicht bald zum Zahnarzt gehst, müssen deine Zähne dran glauben.

Die Seite füllt sich, der Abschied klopft um Einlass. Es ist kurz nach acht. Los jetzt, weiter. Immer weiter. Es gibt immer was zu tun, ehe das Ticken verstummt. Und du alles gesagt hast, was du nicht verschweigen wolltest. Tick tack. Tick tack.

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