„Das ist so ein Wichser, dieser Lanz!“, sagte meine Freundin neulich beim Fernsehen und streifte mir sanft über die Schulter. Wir schauten gerade den ZDF Jahresrückblick Menschen 2012 und fragten uns, was Markus Lanz eigentlich dort verloren hatte.
Ich ließ meine Gedanken schweifen und das Wort „Wichser“, das laut Wörterbuch eine durchwegs abwertende Bezeichnung für einen männlichen Masturbanten im Sinne von Versager war, rief in mir die Erinnerung wach.
Ich erinnerte mich an den betrunkenen, ich vermute Nicht-Münchner, der vor ein paar Monaten unter meinem Schlafzimmerfenster schrie: „München, ihr seid alle so scheinheilige Wichser.“
Damals fragte ich mich, ob er auch mich meinte, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich meine Hände über der Bettdecke und von einem heiligen Schein war weit und breit nichts zu sehen. Ich stellte mir einen scheinheiligen Wichser vor. Als Bild sah ich einen Priester unter einer Straßenlampe stehen und Markus Lanz nachäffen. Inklusive Stirn kraus ziehen.
Mir imponierte die rhetorische Gewandtheit des besoffenen Penners von der Straße und besonders seine Wortwahl. Ich fand es schön, dass er beim Schimpfen nicht anal, sondern genital fixiert war. Das lag meinen slawischen Wurzeln näher und ich fand sowieso, dass „Arschloch“ in letzter Zeit zu einem leeren Klischee verkommen war.
Was mir aber bitter ins Auge stach, war die grammatikalische Inkorrektheit des Nichtmünchners in seinem Schimpfsatz. Geistesgegenwärtig sprang ich aus dem Bett, öffnete das Fenster und schrie auf die Straße runter: „Das heißt, Münchner, ihr seid alle so scheinheilige Wichser, du preußisches Arschloch und jetzt runter von der Straße du besoffener Penner.“
Ich erinnerte mich weiter. Eine Ex-Freundin sagte oft zu mir, ich sei ein arrogantes Arsch und ich verbesserte sie dann immer sofort: „Schatz, du meinst natürlich, ich bin ein arroganter Arsch.“ Weil „der Arsch“ und „das Arschloch“.
Sicherlich habt ihr die anale Fixiertheit meiner Ex bemerkt und dass das mit mir genital geprägten Schimpfer nicht klappen würde, war abzusehen. Spätestens als sie mir eines Tages die Milch in den Flur stellte, begleitet von den Worten: „Hier ist deine Milch, du arrogantes Arschloch.“ war es endgültig vorbei mit uns beiden.
Für einen kurzen Moment war ich stolz auf sie, weil sie den Satz diesmal richtig sagte, bemerkte aber dann doch lakonisch, „Fick die Milch, du dumme Fotze.“, was diese zum Überlaufen brachte.
Ein im deutschen Sprachraum sozialisierter Mann hätte vermutlich „Scheiß auf die Milch, du dumme Fotze.“ gesagt, aber Slawen „fickten“ nun mal beim Fluchen alles, was ihnen in den Weg kam oder sie an diesem hinderte. Egal, ob pasteurisiert oder frisch vom Bauern.
Zurück zum Jahresrückblick. Als Freund des gepflegten Wortes frage ich mich, wie die weibliche Form von ihr wisst schon lautete. Onanistin? Masturbatorin? Streichlerin? Irgendwie hörte sich das alles weniger als abwertendes Schimpfwort als eher nach einem Mitglied eines Symphonieorchesters an. Natürlich ohne Glied.
Was Markus Lanz anbetraf, fand ich die Aussage meiner Freundin durchaus gelungen. Nicht etwa, weil ich mit dieser d’accord ging, sondern vielmehr weil ich es vernünftig fand, von Zeit zu Zeit seinem Unmut verbal Luft zu machen. Ob deine Worte dabei genital oder verbal geprägt sind, egal, Hauptsache die Milch wird nicht sauer und du hast Spaß, du ……!
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