Trunken vor Liebe gehst du immer gerade

Jetzt ist alles im Eimer und dabei hat alles so gut begonnen. Die Sonne schien und du hattest dir die Haut eingecremt. Schutzfaktor 2046. Nur nichts anbrennen lassen. Schief gehen wird es von alleine. Schief gehen wird es von. Schief gehen wird es. Schief geht man nicht, wenn man trunken vor Liebe ist. Und ging es schief gerade deshalb, ohne dass du jetzt gerade gehst? Du kaufst dir Kippen an der Tanke und ein Six Pack für zu Hause.

Draußen, wo auch sonst verdammt, drängen sich die Wolken zusammen wie sich Liebende zusammen drängen, wenn es sie in kalten Winternächten friert, weil sie immer mit offenen Fenstern schlafen. Fenstern, aus denen die Katzen rein und rausspringen, um in mondlosen Nächten Fangen zu spielen. Und dabei Blumentöpfe umschmeißen, die kaputt gehen.

Früher oder später geht immer irgendwie irgendwas kaputt, aber wie wäre es, man verschiebt das Zerstören auf vielleicht später. Wann später, du dämlicher Lackaffe? Na, wenn draußen die Sonne wieder scheint, verdammt. Du hast mich belogen und jetzt fühlt sich auch unsere Haut nicht mehr so geschmeidig an. Deine noch weniger als meine. Lass die Finger von mir, du scheinheiliger Engel, wir werden vor Elend verbrennen.

Es regnet aus Eimern vom Himmel herunter, herauf wär ja noch schöner, und da oben ist kein trockenes Plätzchen mehr über, um trocken auf dem Badetuch zu liegen und ein, zwei Liebeslieder auf dem ipod zu hören. Oder gar zu verbrennen. Hagelkörner so groß wie Omas Quarkbällchen platschen und klatschen auf die Wege, auf denen ihr nicht mehr gemeinsam geht. Doch warum eigentlich nicht? Wolltet ihr nicht ganz viel Weg zusammen gehen?

Klar, wolltet ihr das und fremde Augen beobachten euren Dialog, der keiner mehr ist. Wir wollten ja auch ehrlich zueinander sein, du Stück Scheiße. Wie ändere ich jetzt auf diesem „Fuck Fatzebuck“ meinen Status auf notorisch inkompetenter Beziehungslegastheniker, ohne dass die beknackten Pseudofreunde auf meine Wand posten: „Was, du auch? Echt, schade. Ihr wart so ein schönes Paar, ihr zwei. Ich hab eure „Pics“ immer geliked. Schöne Kinder wären das geworden. Lass uns mal ein Bierchen trinken.“

Du trinkst dein Bier allein auf dem Balkon, auf dem ihr jeden Morgen zu zweit gefrühstückt habt. Pfannkuchen mit was war das nochmal, um nicht ein Klischee zu verwenden. Du lachst. Zu laut, dass es natürlich ist. Jetzt hat sie dich mit Sand beworfen, dein „Komplize für immer“ und mit tränenden Augen rauchst du deine 2046ste Zigarette und denkst daran, wie ihr euch als Liebende in Vollmondnächten vor offenen Fenstern zusammengedrängt habt. Wie Wolken, kurz bevor sie anfangen zu weinen und die ganze Welt mit Tränen benetzen. Manchmal auch mit Omas Quarkbällchen.

„Lass uns einander wieder sehen. Und wenn du denkst, wir sollten nicht mehr zusammen sein, sag es mir offen ins Gesicht. Heute nach dem Regen erschien ein Regenbogen in meinem Herzen. Er ist immer noch wie eine Flamme, die in mir brennt. Aber wie sind deine wahren Gefühle für mich? Sind sie wie ein Regenbogen nach dem Regen? Oder ist der Regenbogen längst verblasst?“*

Du nimmst den Eimer in deine Hand. Er ist voller Tränen und Freudeperlen. Trunken vor Liebe geht man immer gerade aus. Du wankst zu dem offenen Gully, deine Hand ist leicht geneigt. Was geschehen ist, kannst du nicht lenken. Was gleich geschehen wird, schon. Denn du entscheidest, wie das, was so gut begann, endet. Und vielleicht fällt dir dabei doch die ein oder andere Spektralfarbe auf, während du das Ende einfach auf ein bißchen später verschiebst.

* Zitat aus Wong Kar Wais ultimativem Liebesfilm „2046“

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