Dieser Text war eine schwere Geburt. Sozusagen mit der Beißzange aus dem Setzkasten herausgepresst und schleimig in die warme virtuelle Papierdecke gewickelt. Das Baby bei bester Gesundheit. Schreit und lacht. Nix Außergewöhnliches. Nix Spektakuläres. Durchschnitt halt. Mir scheint aber auch die Sonne auf den Kopf heute. Die Vögel zwitschern. Frühling.
Toll. Die Verträge sind unterschrieben, die Kündigung gemacht, das Hirn von der Bildfläche verschwunden. Das „Seite-1-Girl“ der BILD auch. Leider. Ich habe Resturlaub und nutze diesen für unnötige Talkshows. Neulich für die des neuen „Wetten, dass ..?“ – Manns.
Es ging um Helden des Alltags. Neben Helge Schneider, der überraschend ernsthaft über das Leben, das Kiffen und seinen Vater plauderte, kamen die klügsten Worte von Wolfgang Bosbach. CDU-Politiker. Nicht gerade die Partei meiner Wahl. Aber eine Partei, welche die Rückkehr des „Seite-1-Girls“ fordert, gibt es leider noch nicht. Und überhaupt, mit kroatischem Pass kannst du hier nicht wählerisch sein.
„Das gesamte Land basiert auf der Leistung durchschnittlicher Leute, die morgens früh aufstehen, zur Arbeit gehen, müde nach Hause kommen, brav ihre Steuern zahlen, nie in einer Talkshow sitzen und nie eine Schlagzeile bekommen.“
Weise Worte. Treffen voll ins Schwarze. Die Basis des Landes sind wir. Du und ich. Lockere die Schultern und atme tief durch. Schaue aus dem Fenster und den Vögeln nach. Erfreu dich am Durchschnitt. Springe einen Moment nur so hoch, wie es sein muss. Oder noch niedriger. Scheiß auf Zielvorgaben. Heute heißt es: einfach mal ein, zwei Gänge runterschalten und den Frühling genießen. Instant-Kaffee trinken. Seele baumeln lassen. Yeah, Baby. Wir sind nicht super, wir sind gewöhnlich. Und das ist grandios. Nimm uns oder lass es.
Aber einen Wunsch verspüren meine Lenden schon noch. Ich will das Mädchen von Seite 1 zurück. Ich will wieder nackte Tatsachen am Morgen. Durchschnitts-Susi auf dem Titelblatt der Bild. Gern auch im Wechsel mit Gewohnheits-Klaus. Knick. Knack. Jeden Tag ein anderes Teil. Gleichheit für alle. Männerquote für Pinup-Girls.
Wenn es sein muss, ziehe ich mich auch als Erster aus. So als pars pro toto für den kleinen Mann. In Leoparden-Slip und Morgenmantel. Adiletten, weiße Socken am Fuß, ne Dose Pils in der Hand. Mann, ich bin so sensationsgeil, für eine Schlagzeile mach ich Alles. Seit Geburt schon. Auflagenstark und quotengerecht. Und danach wieder Süddeutsche. Fürs gute Gewissen. Eh klar, Freunde. Ich les die schon auch. Aber nur wegen den Bildern.