„Na, dann wünsch ich dir noch viel Spaß mit dir selbst!“, sagt meine Freundin, gibt mir einen Kuss auf die rechte Wange und geht. Ihre kleine dicke Katze braucht dringend Frühstück. Ich meine, darauf könne sie ihren kleinen süßen Arsch verwetten. Dass ich den haben werde. Den Spaß.
Auf dem Radiosender, bei dem ich der DJ bin, läuft gerade Bob Marley. Es ist kurz vor 10 an einem schönen Sonntagmorgen im Januar 2012. Ende des Jahres wird die Welt untergehen. In diesem Moment ist mir das gerade herzlich schnuppe. Denn ich und Bob kennen einen Ort, wo wir weitermachen können. Er ist da oben in unserem Kopf. Scooba dop. Scooba dop. Scooba duba duba dop. Oooy oyoy yooooy.
Ich lieg verkatert im Bett, trinke Kaffee, höre dieses eine Lied in Endlosschleife und denke an den legendären Abend gestern im Pub. An den tätowierten Teddybär, den leidenschaftlichen Schlangenbändiger, die temperamentvolle Reiseverkehrsfachfrau mit Diplom, ihren mindestens ebenso aber anders temperamentvollen „In Sachen binäre Zahlencodes bin ich euch immer einen Schritt voraus“ Freund, den mit Abstand lässigsten Gestalter des Werbebizz, den besten Bruder, den du haben kannst (ich habe nur einen) und der Frau mit dem süßen kleinen Arsch, von der ich einfach nicht die Finger lassen kann.
Und da sind Menschen wie du, Menschen wie ich. Und da ist ein Platz in der Sonne, wo es Liebe für jeden gibt. Wo wir sein können, wie wir wollen, eine Halbe Kilkenny knapp 5 Euro kostet und im Vergleich zu einem schön süffigen Augustiner gebraut nach dem schönen deutschen Reinheitsgebot so schmeckt, wie zwei Wochen lang abgestandenes Fußwasser, in dem sich eure Oma jeden einzelnen Tag der zwei Wochen ihre Füße gewaschen hat. Doch sei es drum. Ich kenne einen Ort, wo ich weitermachen kann. Er ist da oben in meinem Kopf.
Ich meine, jeder erwartet irgendwas von irgendwem und wenn er es dann nicht bekommt, ist er enttäuscht irgendwie. Christian Wulff erwartet, dass die ganze Geschichte vergessen wird, die Öffentlichkeit erwartet, dass er zurücktritt, George Clooney erwartet im Februar einen Oscar, den eigentlich Leonardo Di Caprio für seine Rolle in J.Edgar verdient hätte, ihre weiblichen Fans wiederum erwarten ein Kind von beiden, wohingegen die Partner ihrer Fans erwarten, dass die beiden lieber mit Männern in der Honeymoon Suite den Champagner teilen und wagt jetzt gar nicht, daran zu denken, was eure Vorgesetzten, eure Eltern und die Menschen im Allgemeinen so alles von euch erwarten. Es ist auch egal.
Neben dem Umstand, dass ich immer noch einen sitzen habe, gelange ich zu einer revolutionären Erkenntnis und ich glaube, Bob hilft mir dabei, zum ultimativen Wort des Sonntags. Für mich. Für euch. Für jederman: Während du im Pub des Lebens auf dein abgestandenes Fußwasser wartest, kannst du vor allem und eigentlich nur von dir selbst etwas erwarten. Wenn du das schaffst, kannst du auch nicht enttäuscht werden. Außer von dir selbst natürlich. Aber sich verzeiht man meist am Schnellsten. Solange deine Träume realistisch bleiben, wirst du sie auch verwirklichen. Du kennst mit Sicherheit auch einen Ort, wo du weitermachen kannst, an Ihrer Verwirklichung zu arbeiten. Er ist da oben in deinem Kopf. Denk dran, du bist der DJ. Leg was Gutes auf. Und vor allem – viel Spaß mit dir selbst.