Da, wo du bist, ist cool

Als meine letzte Freundin so richtig verliebt in mich war, sagte sie einmal zu mir:„Da, wo du bist, ist cool.“ Bäm. Auf einen Schlag war ich gar nicht mehr so cool und schmolz dahin. Logisch. Das ist wahrscheinlich eines der schönsten Komplimente, die du als Mann von einer Frau bekommen kannst. Schon im Kindergarten versuchen wir Jungs doch die Coolsten zu sein. Und wenn wir uns dafür manchmal bis oft zum Affen machen. In manchen Momenten war ich gerne ein Primat. Ein Alpha-Äffchen. Der Klassen-Schimpanse. Dabei punktete ich weder durch meine stilvollen Klamotten noch durch irgendwelche ausgefallenen Hobbies. Damals spielte ich mit meinem Onkel Schach und das war wirklich nicht der Sport, der Mädchen anmachte. Nein, wenn ich Mädels matt setzen wollte, machte ich das anders. Ich machte es mit Humor. Das ist bis heute so.

Heute bin ich nicht mehr mit ihr zusammen. Warum das so ist, kann ich gar nicht genau sagen. Ich fand es eigentlich immer ziemlich cool mit uns beiden. Aber mit der Coolness ist das so ne Sache. Ehe du dich versiehst, ist sie verdunstet. Na ja, vielleicht war dies, vielleicht war das, wer weiß das schon. Denn all diese vielleicht sind eigentlich nur plakative Platzhalter für etwas, was sich nicht in Worte fassen lässt. Und ganz tief in unserem Inneren gründet. Nun setzen wir unsere Wanderung fort und gehen verschiedene Pfade. Immer auf dem Weg zum Gipfel. Das ist das Ziel. Das Ziel von uns allen.

Am Wochenende habe ich mit Freunden das Brauneck erklommen und etwas unglaublich Tolles ist da oben passiert. Auf dem Gipfel war nichts zu hören außer Menschenklänge und Vogelgesänge. Es war nichts zu sehen außer Bergspitzen, der blaue Himmel und Gleitschirmflieger, die ins Tal runter glitten. Und dann fühlte ich es. Ich fühlte Freiheit und Weite. Ich fühlte Freude und Wahnsinn. Ich fühlte mein Herz. Es jubilierte. Es schlug außerordentlich heftig und flüsterte ganz laut. Wenn es mich nicht täuschte, sogar in Dolby Digital: „Da, wo du bist, ist cool.“ Ich erinnerte mich, lachte und war für einen Moment lang glücklich.

Normalerweise fällt man nach einer Trennung in einen dunklen Abgrund und durchläuft ein tiefes Tal der Tränen, bevor man sich, wie ein Freund sagen würde, in das „nächste Bunny wieder reinverlieben tut“. Man verliert sich und weiß nicht mehr, wo denn das ist, wo man ist. Oder wo man überhaupt war. Und das ist ganz und gar nicht cool. Mir ist das diesmal nicht passiert und ich kann auch sagen, warum. Die Regeln des Schach-Spiels sind gleich geblieben und ich habe mich schon vor der Beziehung gefunden. Alle Figuren sind wieder am Start. Und falls ich ab und an doch die Orientierung verliere, weiß ich, auf welches Organ ich höre, um zu entscheiden, in welche Richtung es geht. Welcher Zug als nächster ansteht.

Also gehe ich los und lasse mich nicht mehr beirren. Ich wandere meinen Weg und erklimme die Gipfel. Wenn es sein muss, mache ich mich zum Affen dafür. Eines vergesse ich dabei nie: „Da, wo du bist, ist cool.“ Ich mag diesen Spruch. Vor allem, wenn er aus tiefstem Herzen kommt. Und dann kommt die Coolness eh von ganz alleine.

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